Rund um die Papp-Mühle

Märchen und Sagen

Der Weiße Hirsch vom Hohenstein

Hirschsprung Hohenstein Der "Hirschsprung" - Herausragende Felsenkanzel im Hohenstein. Hier oben stand der legendäre "Weiße Hirsch".

Der Wanderer, der sich vom Hohenstein aus Richtung Nordwesten begibt, erreicht nach kurzem das Dachtelfeld, welches selber in grauer Vorzeit halb sagenhafte Berühmtheit erlangt hatte, als sich unsere wackeren Sachsen dort tapfer der karolingischen Macht erwehrten.

Dort pflegte dereinst ein Kuhhirte seiner Tagesarbeit nachzugehen und hütete seine Herde Kühe daselbst. Es kam nun aber des öfteren vor, daß er mitten zwischen seinen Kühen einen weißen Hirsch erblickte, der einem Einhorne glich und anstelle eines Geweihes lediglich eine Geweihstange gerade vor der Stirn trug.

Immer, wenn der weiße wundersame Hirsch sich erblicken ließ, verschwand eines seiner Kühe und wenn sie später endlich zur Herde zurückfand, so bemerkte der Kuhhirte, daß diese Kuh keine Milch mehr gab.

Da dem Kuhhirten solches Geschehen seltsam dünkte, entschloß er sich eines Tages, dem Geheimnis wohl recht auf die Schliche kommen zu können und als wiederum der weiße Hirsch eines seiner Kühe aus der Herde entführte, schlich der Kuhhirte dem Paare nach und es dauerte gar nicht lange, so fand er sich auf den Felsen des Hohensteins wieder.

Dort aber erblickte er seine Kuh, wie sie einem Hirschkalb, welches bei ihm stand, die nahrungsnotwendige Milch zu trinken gab.

Als der Kuhhirte aber einen unbedachten Laut von sich gab, schraken der weiße Hirsch nebst seinem Hirschkälbchen hoch und flüchteten in das nahe Gebüsch. Die Kuh aber blieb seelenruhig am Platze stehen.

Sofort schlich der Kuhhirte den beiden Flüchtenden ins Gebüsch hinterher, vermochte sie aber nicht mehr zu finden. Statt dessen trat ihm ein alter, hagerer Mann entgegen, der einen langen wallenden Bart trug, aber ansonsten kahlköpfig und in einer Art weißen Totenhemd gekleidet einherging. In seiner Rechten hielt er ein goldenes Schwert, in seiner linken Hand aber ein silbernes Horn.

Der Alte setzte das silberne Horn an den Mund und blies kräftig hinein. Da begann es in den Bäumen gar furchtbar zu rauschen und die Felsen erzitterten. Ein Windstoß warf zugleich den erschrockenen Kuhhirten zu Boden, der sich aber bald aufraffen konnte und eiligsten Schrittes davonlief, seiner seelenruhig dahintrottenden Kuh hinterher. Endlich konnte er - noch bebend ob des erlebten Schreckens - wieder auf dem Dachtelfeld angelangen, um seiner Arbeit weiterhin zu pflegen.

Der weiße Hirsch aber ließ sich nie wieder blicken und der Kuhhirte schwor bei sich, niemals wieder Nachforschungen nach demselben anzustellen.

Von Wanderern, die sich im Hohenstein verstiegen haben und erst nach Einbruch der Nacht die Wälder verließen, wurde berichtet, sie hätten das ferne Tuten des wundersamen Alten gehört und zugleich habe auf dem Hirschsprung des Hohensteins der weiße Hirsch gestanden.



Hotel Papp-Mühle, 31840 Hess. Oldendorf - Zersen, Tel. (0 51 52) 94 66 66